Donnerstag, 23.03.: Heute melde ich mich mal wieder aus dem “Luxusschlafabteil” eines chinesischen Nachtzuges irgendwo zwischen Xiàn und Shanghai. Dieses mal sollten wir etwa 15 Stunden hier verbringen. Letztes mal hat das ja ganz gut geklappt mit dem Schlafen. Schau mer mal wie`s heute wird
Unser Tag begann recht hektisch, da wir pünktlich um 8 Uhr auschecken mussten. Auf dem Weg zum Bäcker begegneten mir diese aktiven Damen (alle jenseits der 50), die mitten auf einer Verkehrsinsel mit Atemmaske eine Stunde Aerobic abhielten… Soso…
Kurze Zeit später brachen wir dann auf zur Hauptattraktion der Gegend um Xi`an, den Terra Cotta Kriegern.
In einem kleinen Museum (dass aus meiner Sicht ein Souvenirshop war) gab uns Richard erste Informationen über den geschichtlichen Hintergrund der Armee.
Auf insgesamt vier Ausstellungen sind die Ausgrabungen verteilt. In Halle vier sind Waffen, Transportmittel, Kleidung und weitere Gegenstände der Krieger ausgestellt (unten links). In Halle zwei (unten rechts) kann man den Archäologen bei der Arbeit zusehen, wie sie weitere Ausgrabungen vornehmen, und diese entsprechend präparieren.
O.k., ich versuche mich mal an den Namen von links: Jenny (Kolumbien), Wil alias Papi (Kolumbien), Kelly (Neuseeland), Rosanne (Neuseeland), Connor (England), Geraldine (England), Wil a.k.a. Willow (England), Selma (Kanada), Volker (Ludwigsburg), bissl verdeckt: Sarah (England), Kathleen (England), Ariel (Irland), Goran (Kroatien), Sandra (Kolumbien), Peter (England)
Halle zwei zeigt einen Kommandostand der Armee…
Das Highlight der Ausstellung ist allerdings mit Abstand Halle eins, in der sich die grösste Anzahl der Krieger befindet. Wirklich sehr beeindruckend.
Nach der Niederringung aller Feinde ließ der erste Kaiser Chinas Qin Shi Huangdi 221 v. Chr. von über 700000 Arbeitern riesige Grabanlagen bauen, die allerdings nach dem Ableben des Kaisers von Aufständischen geplündert wurden. Um diese Grabanlagen vor bösen Mächten aus dem Jenseits, und der Rache der getöteten Rivalen zu schützen errichtete er zusätzlich eine Streitmacht aus Ton mit über 8000 überlebensgrossen Kriegern, die die Gräber nach Osten hin bewachen und beschützen sollten.
Während die Existenz der Grabanlagen durch zahlreiche Überlieferungen lange bekannt war, entdeckten Bauern bei Brunnenbohrarbeiten erst 1974 (!!!) zufällig die dazugehörigen Tonkrieger.
Inzwischen sind 2000 der insgesamt 8000 Krieger ausgegraben und vollständig restauriert…
Nach diesem sehenswerten Ausflug in die chinesische Geschichte waren wir zu einem traditionellen chinesischen Mittagessen eingeladen. Ein sehr freundlicher, betagter älterer Herr (dessen Namen ich leider vergessen habe) kochte wirklich sehr lecker für uns
Anschliessend gab uns Richard noch ein bisschen Nachhilfe in der chinesischen Sprache. Seiner Auskunft nach existieren über 80000 Zeichen, die aber nur noch die älteren und sehr belesenen Chinesen kennen. Wenn man 5000 Zeichen kennt, könne man problemlos Zeitung lesen. Die Schriftzeichen sind grundsätzlich eine Art Zeichensprache, was uns Richard an einigen Beispielen sehr verständlich demonstrierte.
Bei der Aussprache ist zu beachten, dass ein Wort bis zu vier Bedeutungen haben kann. Die jeweilige Bedeutung hängt dann von der entsprechenden Betonung bzw. des Tonfalls ab… sehr kompliziert, aber wirklich interessant!
Auf dem Rückweg besichtigten wir noch die “grosse Wildganspagode”, die im Jahr 649 errichtet wurde, und sich trotz einiger Umbauten den Stil der “Tang-Zeit” bewahrt hat.
Zurück im Hotel wollten wir eigentlich nur schnell unsere Rucksäcke packen, und zum Bahnhof fahren, doch Peter hatte noch eine spannende Geschichte zu erzählen. Er verlor leider seinen Pass im Bus, und konnte dann von einer hektischen und spannenden Taxifahrt quer durch Xi`an berichten, in der Richard wohl leicht überfordert öfter den Satz “If we don`t get your passport back, you won`t get out of china!” äußerte. Am Ende hat er seinen Pass glücklicherweise zurück bekommen. Der ehrliche Busfahrer hatte ihn mitgenommen.
Kurze Zeit später hatten wir es dann zum überfüllten Bahnhof geschafft…
…und machten es uns später erneut in unseren “kuschligen”, kleinen Kojen gemütlich
So richtig weiss ich bisher nicht was ich mit den Chinesen anfangen soll. Teilweise hat man den Eindruck, man ist auf einem anderen Stern, bzw. in einer anderen Welt. Viele scheinen mit Ausländern immernoch nicht viel anfangen zu können und ignorieren diese einfach. Auch wenn man an der Kasse eines Supermarktes etwas bezahlt wird man in der Regel weder begrüsst, noch angesehen. Selbst wenn man selber nett lächelt löst das beim Gegenüber nicht unbedingt die selbe Reaktion aus. Gegenseitige Rücksichtnahme habe ich hier auch noch nicht wirklich mitbekommen: Ohne ein “Sorry” oder “Excuse me” (oder eben das entsprechende Wort auf chinesisch) quetscht man sich einfach durch eine Menschenmenge durch, oder drängelt sich in einer Schlange vor. Dachte immer, wir Deutschen wären da die Schlimmsten. Auch Chinesen untereinander sind (so mein Eindruck bisher) lieber mit sich selber, ihrem Handy oder Ihrer Nudelsuppe beschäftigt, als sich miteinander zu unterhalten. Natürlich gibt es auch Ausnahmen (glücklicherweise )
Die nächsten beiden Tage sind wir dann also in Shanghai. Gerade zeigt uns Richard ganz stolz ein Promovideo der Stadt. Wir sind schon alle sehr gespannt
Guuuuuuuute Nacht