Montag, 03.04.: Die Nacht in meinem kleinen Tempelzimmerchen war wirklich sehr angenehm. Ich konnte auch einigermaßen gut schlafen, und wachte pünktlich um 6:15 Uhr zum Morgengebet der Mönche auf. Dieses fand im kleinen, aber schön gemachten Haupttempel des Hauses statt.
Der zweite Teil des morgendlichen Rituals war eine Feuerzeremonie. Als Besucher hat man die Möglichkeit auf kleine Holzkeile Wünsche aufzuschreiben, die dann verbrannt werden und deshalb (wann auch immer) in Erfüllung gehen. Kranke oder verletzte Menschen atmen nach der Zeremonie ein wenig Rauch ein, beten kurz vor Buddha, und werden danach innerhalb kürzester Zeit von allen Schmerz befreit sein. So einfach ist das also
Unser Frühstück nahmen wir in gewohnter Umgebung, und in gewohnter Position ein. Da ich morgens bereits eine Stunde lang im Tempel gekniet hatte war diese Position im Laufe der Zeit ein bisschen unangenehm. Ein Mönch meinte dazu nur, dass ich das eben täglich trainieren bzw. üben müsse, und grinste sich dabei einen.
Mr. “so far, so good” Toshi hatte derweil wieder sein schlaues Büchlein herausgeholt, und uns über den Tagesverlauf informiert. Das macht er wirklich in einer witzigen und anschaulichen Art und Weise. Erst malt er uns immer das Wetter des kommenden Tages auf (bisher war es immer eine Sonne). Auf der zweiten Seite hatte er schon in gossen Druckbuchstaben und Zahlen die wichtigsten Orte und Zeiten aufgeschrieben, und ging diese dann nochmal im einzelnen mit uns durch. Dabei macht er immer deutlich was heute wichtig ist, und worauf besonders zu achten ist. Ich bin mir sicher, dass bei der Tour niemand verloren wird.
Bei bestem Wetter (und Temperaturen um den Gefrierpunkt) verabschiedeten wir uns gegen 9 Uhr von den Mönchen. War toll mal einen Eindruck von der disziplinierten, fokussierten und besonderen Lebensweise dieser Menschen zu bekommen.
Zurück nach Osaka ging es dann in der gewohnten Weise per Zahnradbahn, Bus, Zug und Metro.
In Osaka stiegen wir dann um in den Hochgeschwindigkeitszug der Japaner, “Shinkansen” genannt. Der fährt zwar nicht ganz so schnell wie sein “chinesisches Ebenbild”, ist dafür aber deutlich komfortabler ausgestattet. So vergingen die knapp eineinhalb Stunden bis zu unserem Tagesziel Hiroshima auch recht flott.
Nach dem Einchecken in unserem schönen, und zentral gelegenen Hotel mussten wir uns ein wenig sputen, denn wir wollten noch am späten Nachmittag das “Hiroshima Peace Memorial Museum” besichtigen, dass allerdings bereit um 18 Uhr geschlossen wird. Rund um das Museum finden sich einige Denkmäler, Grabstätten und Gedenktafeln, die erahnen lassen, welch schlimme Katastrophe sich hier vor über 70 Jahren ereignet hat. Der “A-Bomb Dome” (Bild unten) z.B. ist keine 200m von der Abwurfstelle der Bombe entfernt, und wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Es ist eines der wenigen Gebäude in Hiroshima, dass als Mahnmal in seinem Zustand belassen wurde.
Insgesamt sind bei den bisher einzigen (und hoffentlich letzten) Abwürfen von Atombomben in Nagasaki (06.08.1945) und Hiroshima (09.08.1945) über 230000 Menschen (fast ausschließlich Zivilisten) gestorben (100000 direkt durch den Abwurf der Bomben, weitere 130000 an den Folgen der radioaktiven Strahlung). Die Bomben zerstörten alles im Radius von 2,5km um den Abwurfpunkt herum. Teilweise (durch ungünstige Umwelteinflüsse wie z.B. Wind) sind aber auch Menschen betroffen gewesen, die deutlich weiter als 5km vom Abwurfpunkt entfernt lebten.
Als Zeichen der Anteilnahme und des Friedens erreichen Hiroshima heute noch pro Jahr über 10 Millionen Papierkraniche aus aller Welt. Ich habe auch mal versucht einen zu falten. Mit ein wenig Fantasie geht es als Kranich durch
Das Museum an sich ist einerseits wirklich interessant, andererseits auch einfach nur erschütternd und traurig. Trotzdem war es für mich absolut wichtig das mal gesehen zu haben, und nun ein bisschen besser einschätzen was für einen schrecklichen Schaden eine einzige dieser Bomben anrichten kann. Vor allem das Leid und die Qualen der Opfer durch die radioaktive Strahlung werden auf dem Rundgang durch das Museum deutlich vermittelt.
Alle aus der Gruppe waren auf dem Rückweg zum Hotel sehr ruhig und nachdenklich, da konnte auch die schöne Kirchblüte in Hiroshima nichts dran ändern…
Auch kurios: Eine Tankstelle, bei der man die “Zapfanlage” von oben herunterziehen muss. Hatte ich auch noch nie gesehen…
Abends war die Stimmung bei den meisten Reisenden wieder ein wenig besser. Bei einem sehr leckeren Japaner bestellte Toshi einfach mal querbeet was die Karte so hergab. Genau, wie er nunmal ist, wurde vorher alles akribisch ausgerechnet, damit wir im vorhandenen Budget blieben. Freibier für jeden sorgte zudem für gute Laune
O.k., von links nach rechts: Livia (Schweiz), Patrick (Livia`s Freund, also auch Schweiz), Filipa (Australien), Alexandra (Argentinien), Koch (aus dem Restaurant ), Astrid (Österreich), Ginsey (Indien), Tori (Australien), Clara (Kanada), Katie (England), Volker (Ludwigsburg). Es fehlen: Diane (Australien) und eine ältere Dame auch aus Australien, deren Namen ich noch nicht weiss… für den zweiten Tag ist das doch aber schon ganz o.k, oder?
Hiroshima gibt ansonsten als Stadt eher nicht so viel her… auf den Strassen ist es abends auch recht ruhig…
Morgen schippern wir zu einer kleinen Insel in der Nähe… Toshi meinte, es würde ein Highlight der Tour werden. Na da bin ich doch mal wieder gespannt.
Gute Nacht und bis morgen