Mittwoch, 28.05.: Pünktlich um 6:15 Uhr standen wir am der Rezeption unseres Hotels und warteten auf unseren neuen Tourguide Nick. Angesagt war: 6:15 Uhr Treffen, 6:30 Uhr Abfahrt Richtung Kakadu Nationalpark. Im Stile eines echten Australiers kam Nick dann gegen 6:50 Uhr vollkommen tiefenentspannt um die Ecke und begrüsste uns mit einem “Hey Guys, you must be the G-Adventure-Group.”
Nach dem Beladen und Besteigen unseres Land Cruisers starteten wir recht zügig zu unserer Tour. Vor uns lagen drei Tage Kakadu und Lichtfield Nationalpark.
Nick ist seit fünf Jahren Tourguide in ganz Australien und sieht genau so aus, wie man sich einen Australier vorstellt. Lange Haare, blaue Augen, Drei-Tage-Bart… eben wie ein Surfer. Dazu hat er eine sehr direkte Art und einen unschlagbaren Humor. Er ist sehr stark mit der Natur und dem Leben der Aborigines verbunden, und scheint wirklich alles über Australien zu wissen… Hier und da erzählt er mal eine Geschichte aus seinem Leben als Guide… auch meistens saulustig
Die Fahrt zum Kakadu-Nationalpark dauerte etwa eineinhalb Stunden…
…war aber ziemlich kurzweilig, da wir einige Stopps einlegten und zwischendurch Nick immer mal wieder ne Geschichte auf Lager hatte: So passierten wir zum Beispiel den Ort “Humpty Doo”, dessen Name von einem spontanen Freudenausruf eines Bauern stammt…
“Humpty Doo” ist für zwei Dinge in Australien sehr bekannt. Hier befindet sich die zweitgrösste Mangoplantage der Welt. Auf meine Frage, wo sich denn die grösste befinden würde zuckte Nick nur mit den Schultern und meinte: “I don`t know!”
Die zweite Sache, für die “Humpty Doo” bekannt ist, ist Australiens grösster Biertrinkwettbewerb, der denkbar einfach funktioniert. Wer in einer bestimmten Zeit am meisten Bier trinkt gewinnt ein Jahr lang bei jedem Besuch in der Kneipe ein Freibier. Seit sieben Jahren gewinnt diesen Wettbewerb, die Kuh “Daisy”, die in der Lage ist einen Liter Bier in drei Sekunden zu trinken. Ihr Besitzer freut sich also seit sieben Jahren jeden Abend über ein kostenloses Feierabendbier und darüber, dass im Regelwerk vergessen wurde zu vermerken, dass dieser Wettbewerb nur für Menschen gedacht ist…
“Hey Guys, bevor we head into Kakadu I have to introduce you to my two friends.” An Nicks Grinsen konnten wir schon ablesen, dass es sich dabei nicht um Menschen handeln sollte, sondern um ein Süss- und ein Salzwasserkrokodil:
Kurz vor dem Nationalpark stoppten wir am Mary-River um eine kleine Bootsfahrt zu machen. Der Mary-River ist dafür bekannt, dass er die grösste Konzentration an Salzwasserkrokodilen aller Gewässer der ganzen Welt hat. Unsere Fahrerin und Moderatorin (leider habe ich ihren Namen vergessen) redete mit den teilweise sechs Meter langen Echsen so als wären sie kleine Hundewelpen… sehr merkwürdig.
Dafür waren die Krokodile umso beeindruckender.
An den Ufern und im Wasser gab es natürlich auch diverse andere Tiere. Vor allem verschiedene Vögel.
Über die Gefährlichkeit der Krokodile und der Tiere allgemein in Australien hatte Nick auch einiges zu erzählen. “Guys, what do you think, which animal killt the most people in australia within the last five Years?” Die naheliegensten Tiere wie Spinnen, Schlangen und Krokodile waren natürlich falsch. Auf Schlangen- und Spinnenangriffe gehen in Australien in den letzten fünf Jahren genau null Todesopfer, auf Krokodile 17 und auf herabfallende Eukalyptusäste 21 Todesfälle zurück. Das Tier, dass die meisten Menschen in Australien in den letzten fünf Jahren umgebracht hat ist das Pferd!!! Insgesamt wurden (laut Nick) über 15000 Menschen durch Pferdetritte oder Abwürfe getötet.
Eine (ebenfalls laut Nick) wahre Geschichte vielleicht noch: Ein Mann klappte in seinem Land Rover die Sonnenblende herunter. Darauf befand sich die giftigste Spinne der Welt. Diese landete zielsicher auf seiner Brust und biss ihn in die selbige. Normalerweise hätte der Mann jetzt noch zwischen fünf und zehn Minuten zu leben gehabt. Wissend, dass er jetzt auf keinen Fall in Panik geraten sollte (da sich sonst Herzfrequenz und Blutdruck massiv erhöhen würden und sich das Gift dadurch viel schneller im Körper verteilen Herz gelangen würde) blieb er ruhig und überlegte was er tun sollte. Das Ende vom Lied: Er rauchte einen Marihuana-Joint, entspannte sich, fuhr selber ins Krankenhaus und überlebte. Vom Zeitpunkt des Bisses bis zur Behandlung im Hospital vergingen 35 Minuten!
O.k., zurück zum heutigen Tag: Kurz vor unserem Lunchbreak erreichten wir dann den Kakadu-Nationalpark. Mit etwa 22000km² ist er etwa so gross wie Belgien und ist für seine wunderschöne Landschaft (mit vielen verschiedenen Vegetationszonen), die vielfältige Tierwelt (der Park beherbergt elf Tierarten, die es ausschliesslich hier gibt) und die Kultur der Aborigines, die nirgends so wie hier bewundert werden kann.
Nach einem kurzen Sandwichstopp…
… fuhren wir noch etwa eine Stunde durch verschiedene Klimazonen… erst durch trockene Wüste, dann durch Wetlands (mit teilweise überfluteten Strassen und Sumpflandschaft) und am Ende durch Felsen und Gebirgszüge.
In “Ubirr” (einem für die Aborigines besonders heiligen Ort) zeigte uns Nick bei einem Spaziergang eine Reihe von beeindruckenden Felsenmalereien der Aborigines, die teilweise 20000 Jahre alt waren.
Schöner Ausblick vom Gipfel des Felsens (siehe oben):
Leider hat der Park nicht nur schöne Seiten. Aufgrund des hohen Urananteils in der Erde, der vor allem im Zentrum des Parks zu finden ist beschloss die australische Regierung vor ein paar Jahren dieses abzubauen. Trotz grosser Proteste der Aborigines ziert nun also eine ziemlich hässliche Uranmine das Herz des Kakadu-Nationalparks
Gegen 18 Uhr erreichten wir dann unseren Campingplatz… mal wieder irgendwo im Nichts. Zum Glück mussten wir heute nicht in Swags schlafen, denn es gab “vorinstallierte” Zelte.
Leider gab es auch keinen Strom, aber das Barbecue im Kerzenschein hatte auch was… selten so eine grosse Fleischauswahl beim Grillen gehabt: Rind, Schwein, Würstchen, Känguru und Krokodil
Am Lagerfeuer gab packte Nick später seine Gitarre aus und gab ein paar selbstgeschriebene Songs zum besten… Hat er gut gemacht
In der Nacht bekamen wir im Camp zahlreichen Besuch… ein paar Opossums raschelten in Bäumen und Sträuchen.
So, und nach dem langen Tag heute wird es Zeit für mich…
Gute Nacht aus dem Nationalpark von
wünscht