Freitag, 30.05.: Nachdem unser Holländer Ruud gestern Abend am Lagerfeuer ne ganze Flasche Wodka fast im Alleingang geleert hatte, dachte er wohl heute Nacht, er müsse alle dafür bestrafen, dass keiner mit ihm besoffen sein wollte und schnarchte dermassen einen weg, dass sogar die Mädels im Nebenzimmer kaum schlafen konnten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen ihn mit mit Rufen, Tritten und Schlägen zur Ruhe zu zwingen gaben wir auf und hatten dadurch eine recht kurze Nacht. Diese war dann auch mal wieder recht früh vorbei. Punkt um sechs gab es unser Standardfrühstück aus der Lunchbox. Da leider kein Toaster vorhanden war musste man sich diesbezüglich ein wenig anders behelfen.
Nach schnellem Zusammenpacken starteten wir noch im Stockdunkeln zum unserem heutigen Ziel, dem Lichtfield National Park, der etwa zwei Stunden entfernt war. Heute gabs unterwegs auch mal wieder ein paar Tiere zu sehen. Kurz vor uns überquerten einige Büffel die Strasse. Laut Nick wären diese gar nicht so ungefährlich und durchaus angriffslustig wenn man ihnen in freier Wildbahn begegnet.
Einen kurzen Zwischenstopp legten wir im kleinen Ort “Batchelor” ein, in dem sich die einzige Universität ausschliesslich für Aborigines befindet. Viele Studenten finden sich hier allerdings nicht zum Unterricht ein, da die meisten (laut Nick) gar nicht studieren wollen, sondern in ihren Stämmen im Landesinneren und in den Parks bleiben wollen. Die Aborigines, die man in den Städten antrifft, sind zumeist verstossene und aufgegebene Ureinwohner, die in Melbourne, Sydney oder auch Darwin auf der Strasse leben und dadurch leider bei vielen Touristen ein falsches Bild über die gesamte Kultur und die Menschen abgeben.
Gegen neun Uhr erreichten wir dann den Lichtfield National Park, der wesentlich kleiner als der Kakadu National Park ist, und wegen seiner grossen Anzahl an landschaftlich idyllisch gelegenen Wasserfällen auch bei den Australiern als beliebtes Badeausflugsziel an Wochenenden gilt (Im Ozean zu baden ist aufgrund der Haie, Quallen und Krokodile viel zu gefährlich). Und ich habe das Gefühl, wir haben heute alle Wasserfälle des Parks gesehen
Hier vielleicht mal eine Karte zur Orientierung, die in einem Kaffee an der Wand aufgemalt war:
O.k., los gehts mit dem “Buley Rockhole”, einem flachen, terrassenartig aufgebauten Wasserfall, den man auch super runterrutschen konnte.
Ein wenig Glück hatten wir bei den “Wangi Falls”. Dieser Wasserfall ist erst vor einer Woche wieder eröffnet worden, da vorher der Wasserstand noch zu hoch war und auch einige Krokodile hier hausten. Die Aborigines betrachten diesen Pool als heiliges Becken vor allem für Frauen, die nach einem Bad in diesem Wasser besonders fruchtbar sein sollen.
Bei den “Tolmer Falls” gab es zum Lunch wieder Sandwiches und Wraps. Wurde ja auch mal wieder Zeit
In den “Tolmer Falls” durfte man leider nicht schwimmen, da sowohl im Wasser, als auch am Ufer einige Tiere beheimatet waren, die nicht gestört werden sollten.
Auf dem Weg zum nächsten Wasserfall kamen wir an der “Lost City” vorbei. Dabei handelt es sich um Felsformationen, die (warum auch immer sie so positioniert sind) alten Ruinen ähneln, und deshalb eben, wie eine alte, unbewohnte und “verlorene” Stadt wirken.
Auch heute war Nick wieder in absoluter Bestform und konnte uns zu jedem Wasserfall, zu jedem Tier und natürlich zur Aborigines-Kultur alles Wissenswerte in seiner ganz eigenen Art und Weise vermitteln. Er liebt das Land und die Kultur wirklich, und das merkt man auch…
Heute gibts vielleicht nur eine kurze Geschichte. Er fragte uns nach dem Schlucht in Katherine und ob wir auch die “Old Katherine Bridge” besichtigt hätten. Haben wir ja vor ein paar Tagen gemacht. Ich hatte dazu ja auch geschrieben, dass diese Brücke vor ein paar Jahren (1996) in der Regenzeit komplett unter Wasser stand. “Hey Guys, you wanna know how smart the Guys in Katherine are?” fragte Nick und erzählte folgende Geschichte:
Als das Wasser damals so hoch stand und somit auch die ganze Stadt wegen des Hochwassers evakuiert werden musste, dachten sich zwei Jugendliche, dass sie mal den örtlichen Supermarkt ausräumen konnten, da sich ja niemand mehr in der Stadt aufhielt und sie somit einiges an Essen und Getränken unbemerkt mitgehen lassen könnten. Da auch der Supermarkt überflutet war stiegen sie über das Dach ein, fanden wirklich einen menschenleeren und (scheinbar) unbewachten Supermarkt vor und packten ihre Taschen voll. Als Sie gerade die teuren Spirituosen einsacken wollten bemerkten Sie Geräusche hinter sich und erschraken ein wenig , denn ein paar Meter weiter bediente sich gerade ein fünf Meter langes Krokodil an der Wursttheke. Das Krokodil bemerkte die beiden Eindringlinge, die auf ein Regal flohen. Dort hofften sie, dass sich das Krokodil mit vollem Magen bald zurück Richtung Fluss begeben würde. Doch weit gefehlt. Das Krokodil war wohl mit dem vorgefundenen Festmahl ziemlich glücklich und hielt die Stellung. Zwei Tage später wurden die beiden Räuber von der Polizei aus ihrer brenzligen Lage befreit und für ihren Diebstahl bestraft. Das Krokodil wurde von Fachpersonal unbestraft (es hatte die Wursttheke komplett geleert) wieder zurück in den Fluss eskortiert.
So gestaltete Nick also die Zeit im Land Rover für uns interessant… Oki, nach dem Mittag ging es direkt weiter zu den “Florence Falls”. Ebenfalls sehr spektakulär. Leider waren wir nicht die einzigen Menschen dort
Sooooo, das sollten dann mal genug Wasserfälle für heute sein Sehr beeindruckend war aber auch unser letzter Anlaufpunkt des heutigen Tages. Nicht weit von den Wasserfällen entfernt befand sich ein Wald- und Sumpfgebiet, dass für seine zahlreichen und riesigen Termitenhügel bekannt ist. Diese Hügel (und damit auch die darin lebende “Königin” (die ihr Leben lang nichts anderes macht als Eier zu legen)) sind teilweise 70 Jahre alt und bis acht Meter hoch.
Etwa um 17:30 Uhr verliessen wir den Lichtfield Park wieder Richtung Darwin. War ein wirklich vollgepackter und ereignisreicher Tag. Mir persönlich hats im Lichtfield noch besser gefallen als im grösseren und bekannteren Kakadu National Park.
Nach einer schnellen Dusche in unserem Hotel in Darwin stürzten wir uns dann (am letzten gemeinsamen Abend mit der Gruppe) ins (wirklich angenehme) Nachtleben der Stadt. Leider konnte Nick nicht mitkommen, da er noch den Land Cruiser zurück nach Humpty Doo fahren musste. Trotzdem grosses Dankeschön an ihn!!! Bester Tourguide! Leider nur für drei Tage!
Unser Abschlussparty ging leider nur bis halb zwölf, da Almu, Pat und ich zum Flughafen mussten… Die beiden Mädels fliegen weiter nach Sydney… Ich bin der einzige aus der ganzen Gruppe, der nach Hause muss War ne tolle Gruppe, auch Keith, Dominik und eben Pat waren superlocker drauf und absolut unkompliziert.
Schlechte Nachrichten dann am Flughafen: Mein Flug war “delayed”. Keine Ahnung warum… die Mädels verabschiedeten sich gegen ein Uhr zum Abfluggate und ich sass bis drei Uhr rum, bis ich endlich einsteigen durfte…
Gerade habe ich auch den Grund erfahren warum der Flug ne Stunde später kam und wir auch eben noch ne halbe Stunde auf dem Rollfeld standen: “Volcanic activities!” meinte eine Stewardess. Irgendwo zwischen Darwin und Singapur schein wohl ein Vulkan ziemlich stark zu rauchen, so dass sogar einige Flüge gestrichen wurden und alle anderen das Gebiet weiträumig umfliegen müssen. Herzlichen Glückwunsch! O.k., wir sind jetzt zumindest mal in der Luft und wenn ihr das später lest bin ich auch sicher in Singapur gelandet
Ich versuch jetzt (endlich) mal n bissl zu schlafen.
Bye bye Australien… war sehr nett in down under