Donnerstag, 06.10.: Heute Morgen hieß es Abschied nehmen von der Wüste Wadi Rum. Wir verbrachten zwei wirklich tolle Tage in dieser einerseits bizarren, aber andererseits auch wunderschönen Landschaft.
Am Ausgang des Gebietes stoppten wir noch kurz am Nabatäer-Tempel, der im ersten Jahrhundert erbaut, und später von den Römern vergrößert wurde. Inzwischen sind leider nur einige Ruinen übrig geblieben…
Die Fahrt zu unserem heutigen Tagesziel Petra dauerte etwa 2 Stunden. Größtenteils legten wir diese Strecke auf der bekanntesten Straße Jordaniens zurück, der Königsstraße.
Da wir noch viele weitere Kilometer auf dieser Straße zurücklegen werden, halte ich mich mal mit Details zum jetzigen Zeitpunkt zurück. Sicherlich bleibt in den nächsten Tagen noch genug Zeit um ein bisschen mehr zu dieser landschaftlich sehenswerten Straße zu sagen. Hier aber schonmal ein kleiner Vorgeschmack von einem Aussichtspunkt.
In Petra angekommen stand das erste kleine Highlight des Tages auf dem Programm. In einer schnuckligen lokalen Bäckerei wurden wir eingeladen einheimisches Brot zu backen, und dabei selber mit Hand anzulegen. So weit, so gut.
Nachdem wir mit einer Schürze ausgestattet wurden und den “Backraum” betreten hatten, waren wir uns allerdings nicht mehr so sicher, ob wir wirklich in einer Bäckerei waren, oder in einem getarnten Nachtclub, der bereits am Mittag geöffnet hatte. Laute Musik erklang, und der Bäckermeister sowie die Angestellten fingen an zu klatschen und zu tanzen… wir mussten da natürlich mitmachen
Das “Mitmachen” bei der Herstellung der Backwaren beschränkte sich dann auf das Ausrollen des Teigs sowie den Transport des selbigen in den Ofen. Egal, wie hatten Spaß
Anschließend wurden wir noch zum traditionellen jordanischen Frühstück eingeladen (jeder erhält ein Stück Fladenbrot und dippt dieses in alle möglichen süßen und salzigen Sachen), und durften uns ein paar Teile für das Mittagessen einpacken… Lustiger Laden!
Gut gesättigt kamen wir kurze Zeit später in unserem Hotel in Petra an. Schnell frisch machen, Rucksack packen und dann ab in die sagenumwobene Felsenstadt Petra. Nach einem Blick auf die Karte im Visitor-Center wurde mir schnell klar, dass die antike Stadt viel größer ist als ich dachte. Nicht umsonst soll man mindestens drei Tage in der Stadt einplanen, wenn man alles sehen will.
Über die Geschichte, die Bedeutung, die Lage usw. gibt es so viel zu erzählen, dass es hier definitiv den Rahmen sprengen würde. Daher schreibe ich im Folgenden vielleicht den einen oder anderen wissenswerten Fakt, und bitte all diejenigen, die noch mehr über Petra wissen möchten, einfach Google oder Wikipedia zu bemühen
Man geht davon aus, dass etwa im 3. Jahrhundert vor Christus die Nabatäer die ersten Bauten Petras errichtet haben. Fass alle Gebäude wurden dabei komplett aus den rotbraunen Sandsteinwänden herausgeschlagen bzw. gemeißelt, also mussten keine Baumaterialien beschafft werden. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte unzählige prachtvolle und gigantisch dimensionierte Tempel, Schatzkammern, Häuser und Gräber. Durch die versteckte Lage und eine hervorragende Anbindung an das Trinkwassernetz war Petra für die Einwohner immer eine sichere Unterkunft. Zur Hochzeit der Stadt (etwa 20 vor Christus) lebten bis 40.000 Menschen in der Stadt. Woher der Name “Petra” genau stammt ist nicht genau bekannt. Wörtlich übersetzt bedeutet Petra übrigens “Fels”. Auf einer Fläche von etwa 260 Quadratkilometern sind heute noch um die 800 Monumente erhalten.
Touristisch erschlossen ist die Stadt erst etwa seit den 1930er Jahren, da archäologische Ausgrabungen erst kurz vorher begannen. Über mehrere gut ausgeschilderte Wege kann man die wichtigsten “Gebäude” gut zu Fuß erreichen. Allerdings sollte man eine gewisse Grundfitness mitbringen, denn aufgrund der ordentlichen Höhenunterschiede muss man schon die eine oder andere Treppenstufe hinaufsteigen.
Um nach Petra zu gelangen passiert man zunächst die “Djinn Blocks”, die hautsächlich aus Gräbern bestehen.
Anschließend passiert man den Siq (übersetzt: Schacht), eine enge Felsenklamm, die sich durch 100m hoch aufragende Felswände schlängelt. Der 1,5km lange Weg zeigt Spuren der frühen nabatäischen Straßenpflasterung (ein ganz grobes Kopfsteinpflaster) und an den Wänden Reste der Wasserleitungen.
Schon von Weitem, und durch die Felsklamm hindurch kann das erste echte Highlight Petra`s erkennen, die Schatzkammer.
Die 43m hohe beeindruckende Fassade dieses Gebäudes wurde im ersten Jahrhundert vor Christus errichtet. Hier befand sich das Grabmal für einen nabatäischen König. Die kunstvoll gemeißelte Fassade zeigt nabatäische Götter. Seinen Namen verdankt das Gebäude der Urne auf seiner Spitze, in der die Beduinen wertvolle Schätze vermuteten.
Weiter ging es über die Fassadenstraße mit vielen aneinandergereihten Gebäuden (die wahrscheinlich Grabmale waren) bis zum über 7.000 Personen fassenden Theater.
Gegenüber des Theaters befinden sich etwa ein dutzend Königsgräber. Ob hier wirklich Könige begraben wurden ist nicht 100%ig nachzuvollziehen. Die Fassaden sehen auf jeden Fall königlich aus.
Die letzte Station für heute war dann der etwa 7.000 Quadratmeter große Tempel Petras. Ebenfalls sehr beeindruckend.
Für den heutigen Tag haben wir also schon einiges gesehen. An unserem freien Tag morgen werden wir wahrscheinlich noch ein bisschen weiter laufen, und ein paar mehr Stufen aufsteigen müssen, denn die anderen Attraktionen der Stadt sind ein bisschen weiter entfernt.
Ein Highlight (im wahrsten Sinne des Wortes) stand aber nach dem Abendessen im Hotel doch noch auf dem Programm. Dreimal pro Woche können die Besucher “Petra by night” erleben. Dabei werden die Felsklamm und der Platz vor der Schatzkammer mit unzähligen Kerzen bestückt, und sorgen damit für eine tolle Stimmung. Später erstrahlt dann auch die Schatzkammer selbst in verschiedenen Farben.
So, nach einem langen Tag freuen wir uns jetzt auf unser Bett. Auch morgen werden wir ja viel auf den Beinen sein.
Eine schöne Randnotiz gab es für mich heute übrigens auch: Petra hat mir noch in meiner “To do”-Liste gefehlt. Denn heute nun kann ich von mir behaupten, alle sieben neuen Weltwunder live gesehen zu haben.
Gute Nacht, und bis morgen