Samstag, 29.12.: Guten Abend. Heute konnten wir (endlich) mal wieder ein bisschen länger schlafen. Da (laut Tinu) das Frühstück im Hotel sehr schlecht war, nahmen wir dieses im Qissa Cafe zwei Straßen weiter ein. Mein Tomaten-Käse Omelette war wirklich top, allerdings mussten wir fast eine Stunde auf unser Essen warten.
Die Banyan-Bäume hier sind zwar nicht alle so groß wie der auf dem Bild unten rechts, dafür aber oft und variantenreich zu sehen. Manchmal sind sie Teil einer Mauer oder eines ganzen Hauses, wo man sich fragt was von beidem zuerst da war. Laut Ruby sind einige dieser Bäume heilig und dürfen nicht gefällt werden. Deshalb wurden ganze Häuser um die Bäume herumgebaut, oder in diese integriert.
Nach dem Frühstück lernten wir unseren “local Guide” für heute kennen. Ich glaube sein Name war “Sahib”. Er war immer gut gelaunt, kannte sich sehr gut aus und redete mehr als jedes Buch jemals erzählen könnte. Sein Lieblingssatz war definitiv “Look at this”!
Unser erster Anlaufpunkt war die “St. Francis Church” (hier waren wir gestern schon kurz). Die älteste Kirche Kochis (1503 errichtet) erlangte vor allem durch die Grabstätte des Entdeckers und späteren Vizekönigs Vasco da Gama Berühmtheit. 1524 fand er hier seine letzte Ruhe. Inzwischen wurden seine sterblichen Überreste allerdings nach Portugal überführt.
Auf dem Weg zum Strand fiel uns dieses Polizeifahrzeug ins Auge. Kochi`s “Pink Police Patrol” ist eine speziell für Frauen zuständige Polizeiwache. Hatte ich bisher auch noch nie gesehen.
Am “Strand” erzählte uns Sahib noch ein bisschen mehr über die chinesischen Fischernetze. “They catch more tourists than fish!” sagte er mit einem Grinsen im Gesicht. In der Tat ist das Fischen mit diesen Netzen äusserst beschwerlich. Bis zu 6 Personen benötigt man um die Netze zu bewegen. Die Idee ist allerdings so einfach wie einfallslos: Man lässt das Netz einfach ins Wasser, wartet eine Weile, zieht es wieder hoch, und hofft dann, dass sich ein paar Fische ins Netz verirrt haben. Kein Wunder, dass fast alle Fische auf dem Fischmarkt von den Fischerbooten und nicht von den chinesischen Netzten gefangen wurden.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang sahen wir uns dann noch den Dutch Palace an. Das äusserlich sehr unspektakuläre Gebäude beherbergt im Inneren zahlreiche gut erhaltene Hindu-Wandgemälde. Im Jahr 1557 wurden diese an die Wände des Palace gemalt. Leider durfte man nur im Eingangsbereich fotografieren, weshalb ich die ganz alten Bilder hier leider nicht präsentieren kann. Umso ausführlicher wurde dafür aber jedes einzelne Bild von Sahib beschrieben. Er war wirklich kaum zu stoppen Ich sag nur: “Look at this!”
Unser Mittagessen nahmen wir in einem sehr netten Restaurant direkt am Wasser ein. Hier gab es alles rund um den Ingwer…
Zurück zum Hotel ging es in den gewohnten Tuk Tuk`s (Mel korrigierte mich heute, das man diese ohne “c” schreibt).
Ein benachbartes Hotel stelle uns für ein paar Rupies seinen Pool zur Verfügung, so dass wir vor der Abendaktivität noch ein bisschen chillen konnten.
Am Abend waren wir dann zu Gast im “Cochin Cultural Centre” um uns einen traditionellen “Kathakali-Tanz” anzusehen. Nach uraltem Brauch werden berühmte, farbenprächtige, hinduistische Tanzdramen der Region Kerala (der Bundesstaat in dem wir uns gerade aufhalten) aufgeführt. Ursprünglich wurden diese “Vorführungen” vor oder in Tempeln abgehalten und dauerten sieben bis acht Stunden. Für uns Touristen wurde eine “abgespeckte” Aufführung von insgesamt 60 Minuten geboten. Nur Männern ist es vorbehalten den Kathakali-Tanz zu präsentieren. Die üppige Schminke und die pompösen Kostüme machen den Tanz zur Schwerstarbeit. Die Ausbildung zum Kathakalitänzer ist sehr hart und dauert Jahre…
Vor der Aufführung schminken sich die Akteure selber auf der Bühne…
Im ersten Teil der Aufführung werden sehr ausführlich alle Gestern und Mimen (gibt es dieses Wort? ) und ihre Bedeutung im darauffolgenden Stück erklärt. Dabei wird kein einziges Wort von den Akteuren gesprochen. Lediglich ein Trommler unterstützt die Präsentation. Auch das Publikum wir mit eingebunden.
Im zweiten Teil wird dann das eigentliche Drama präsentiert. Vom tänzerischen her hatten wir uns alle (glaube ich zumindest) etwas mehr versprochen. Die tollen Kostüme, die sehr ausdrucksstarken Gesten und Mimen und die gesamte Stimmung machten den Kathakali-Tanz trotzdem zu einer tollen und intensiven Erfahrung für uns.
Am Abend probierte ich das erste mal in Indien ein Rindercurry. Im Norden Indiens wäre dies unmöglich gewesen. Die Kuh als heiliges Tier findet sich hier definitiv auf keiner Speisekarte.
Morgen früh fahren wir weiter in den Süden nach Alleppey. Eine lange Zugreise sowie einige Stunden im Bus werden hoffentlich schnell vergehen.
Dann bis morgen und gute Nacht