Dienstag, 04.04.: Unglaublich, aber wahr: Heute habe ich das erste mal seit über zwei Wochen wieder ein bisschen Sport gemacht. Bisher ließ das der eng getaktete Zeitplan einfach nicht zu. Außerdem waren wir wirklich jeden Tag viel auf den Beinen, so dass ich froh war abends mal selbige hochlegen zu können. Bin ja auch nicht mehr der Jüngste
Als uns Toshi aber gestern Abend mitteilte, dass wir heute erst um 9:30 Uhr zur Insel Miyajima aufbrechen würden, hatte ich mir fest vorgenommen vorher ein kleines Läufchen am Ufer des “Kyobashi-River” zu machen. Gesagt, getan. Wetter war auch top
Wie oben bereits erwähnt ging es danach zu einer kleinen, landschaftlich sehr schönen Insel mit dem Namen Miyajima, die etwa 20km südwestlich von Hiroshima kurz vor der Küste liegt. Per Straßenbahn, Zug und Fähre waren wir etwa um 10:30 Uhr auf der (zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut besuchten) Insel angekommen.
Das Wahrzeichen Miyajimas ist das “Torii-Gate”, dass man schon von Weitem gut erkennen kann. Da die Gezeiten in dieser Region sehr stark ausgeprägt sind, kann man bei Ebbe das Tor auch problemlos zu Fuss erreichen.
Unser Reiseleiter Toshi war (natürlich wieder mit seinem Block bewaffnet) erwartungsgemäß bestens vorbereitet und informierte uns über alles Wissenswerte die Insel betreffend, sowie über den zeitlichen Ablauf.
Auf der ganzen Insel läuft im übrigen zahmes Wild frei umher, das Ausschau nach Essbarem hält (dazu zählt laut Toshi auch Papier).
Per Zufall durften wir kurz bei Vorbereitungen zu einer echten japanischen Hochzeit zusehen.
Nach einem ersten kurzem Rundgang empfahl uns Toshi mit der Gondel auf den höchsten Punkt der Insel, den Mount Misen (533m hoch) zu fahren, um dort den tollen Ausblick zu genießen. Die Insel Miyajima übrigens ist etwa 30km² gross und gehört zu den schönsten Landschaften Japans (laut meinem Reiseführer ).
Die letzten 100 Höhenmeter musste man dann noch zu Fuss (etwa 30 min) zurücklegen. War ein schöner Spaziergang, denn zwischendurch hatte man immer wieder tolle Aussichten, und konnte kleine Tempel und Pagoden am Wegesrand besichtigen.
Auf dem Gipfel wurde eine Art Aussichtsplattform errichtet, die bei meiner Ankunft auch schon ganz gut besucht war…
Trotz leichtem Nebel hatte sich der Aufstieg wirklich gelohnt.
Auf der ganzen Insel war auch die Kirschblüte in vollem Gange. Ich hatte das gar nicht soooo sehr auf dem Schirm, aber die ganzen blühenden Kirschbäume geben den Orten irgendwie nochmal eine ganz eigene Note. Einige aus der Gruppe gaben bei der Fragerunde am ersten Tag an, dass der Hauptgrund ihrer Japanreise die Kirschblüte sei, und dass sie ganz bewusst diesen Zeitpunkt für die Reise gewählt hatten. Jetzt weiß ich warum… In Kyoto und Tokio soll die Kirschblüte am schönsten und beeindruckensten sein. Ich bin gespannt…
Nach dem Abstieg und der Seilbahn zurück ins “Tal” schaute ich mir noch kurz zwei schöne Pagoden an, bevor ich dann wieder mit den bereits oben genannten Verkehrsmittel zurück Richtung Hiroshima “reiste”. Alle anderen aus der Gruppe machten eine längere Mittagspause und stiegen erst später zum Mt. Misen auf, weshalb sie dann auch erst später zurück ins Hotel fuhren.
In der Dämmerung schaute ich mir dann noch die Burg Hiroshimas an, die relativ zentral im Stadtzentrum liegt. Ursprünglich wurde die Burg Ende des 16. Jahrhunderts erbaut, aber durch die Atombombe 1945 komplett zerstört. Der 1958 errichtete Nachbau dient heute als Museum.
Auf dem Rückweg ins Hotel (es war inzwischen schon ziemlich düster) schaute ich dann noch schnell im “Shukkei-en Garden” vorbei. Eine wirklich toll angelegte Gartenanlage im Nordosten der Stadt. Sehr sauber, gepflegt und schön ausgeleuchtet. Dazu ein Eintritt von gerade mal 2€. Da kann sich das blühende Barockschloß in Ludwigsburg (Eintritt: 8,50€) mal ne Scheibe abschneiden
Zum Abendessen gab es heute überragende Schweinefleisch-Gemüsedumplings mit Sojasauce. Die hatte ich nach einem langen Tag auf Achse auch bitternötig.
Nachdem die Bedienungen und einige Gäste um mich herum mein Herkunftsland erfragt hatten, wurde die ganze Sache richtig lustig. Ein japanischer Geschäftsmann kannte ein paar Brocken deutsch, weshalb sich dann alle anderen dazu berufen gefühlt haben auch ein bisschen deutsch von mir zu lernen. Das klingt schon sehr lustig wenn ein Japaner versucht “Schmetterling” zu sagen
Die Gastfreundschaft, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und Lebensfreue der Japaner ist wirklich bemerkenswert, und steht in totalem Kontrast zu den Chinesen. Die Leute sind wirklich fleißig, arbeiten viel und hart, und wirken (zumindest auf mich) keinesfalls gestresst… Japan ist übrigens (nach Tibet) das Land mit der zweihöchsten Lebenserwartung weltweit (Männer werden im Schnitt 80, die Frauen sogar 86!!!).
Für unsere Gruppe geht es morgen wieder früh aus dem Bett, denn unser Schnellzug Richtung Kyoto wartet nicht auf uns (das sagt Toshi immer wenn er um Pünktlichkeit bittet).
Ich versuche mal wieder ein bisschen Schlaf zu bekommen und verabschiede mich bis morgen in alter Frische.
Grüsse aus Hiroshima