Dienstag, 22.04: Hinter uns liegt mal wieder ein Tag voller Action. Auch wenn es manchmal so scheint, dass unser Guide Ibrahim morgens selber noch nicht so genau weiß, was wir den Tag über machen werden, laufen die Tage selber dann sehr strukturiert und gut organisiert ab. Ein kleiner Running Gag sind inzwischen seine Zeitangaben. Eigentlich egal was wir uns gerade anschauen, er plant dafür immer ein bis zwei Stunden ein. Dazu scheint er wirklich niemals müde oder erschöpft zu sein. Er ist immer bestens gelaunt, stets am Lachen, und beantwortet jede Frage ausführlich und geduldig.
Heute führte er uns zunächst in die unterirdische Stadt Kaymakli. Insgesamt gibt es in Kappadokien über 160 unterirdische Städte, von denen bisher allerdings nur 36 vollständig erschlossen bzw. wieder freigelegt sind. Viele wurden im Laufe der Jahrhunderte zum Beispiel durch Überflutungen komplett zerstört. Neben Derinkuyu ist Kaymakli die einzige größere unterirdische Stadt, die für Touristen zugängig ist.
Grundsätzlich ist Kaymakli eine Stadt an der Oberfläche mit etwa 20.000 Einwohnern. Etwa 1.000 vor Christus begannen die Einwohner mit dem Bau der unterirdischen Stadt um diese als Unterschlupf und zum Schutz vor Feinden zu nutzen. Da sich die Stadt auf einem riesigen Tuffsteinfelsen befindet, schlug man also mit Hammer und Meisel nach und nach ein Loch nach dem anderen in den Felsen. Am Ende erschuf man auf 8 Stockwerken und bis in 80 Meter Tiefe einen Unterschlupf für nahezu alle 20.000 Bewohner der Stadt. Dabei wurde wirklich an alles gedacht, so dass die Bewohner auch längere Zeiten unter der Oberfläche überleben konnten.
Zugänge zu dem Tunnelsystem gab es über die Keller von über 20 Häusern. Die Eingänge wurden mit riesigen und sehr schweren runden Steinen gesichert, die von innen vor die Öffnungen gerollt wurden. Von außen konnte niemand die Steiner verschieben, und die Bewohner waren damit in Sicherheit. Und die Jahrhunderte wurde die unterirdische Stadt immer wieder erweitert und perfektioniert… Zunächst waren es die Römer, später die Perser und dann die Araber die zumeist vergeblich versuchen in die unterirdischen Städte Kappadokiens einzudringen. Bis Anfang des 19.Jahrhunderts wurden die Katakomben aktiv von den Bewohnern genutzt. Heute sind für die Besucher vier der acht Stockwerke begehbar. Sehr beeindruckend!
Weiter ging es zur Selime-Kathedrale, laut Ibrahim die größte gemeißelte Kirche der Welt. Und Sie war wirklich sehr, sehr groß… wir haben so etwa ein bis zwei Stunden gebraucht um sie zu besichtigen
Etwa 5.000 Menschen arbeiteten (jeden Tag) über 200 Jahre lang an der Fertigstellung der vielen Räume.
Neben vielen Wohn- und Stauräumen konnte man auch die riesige Küche, das Kloster, eine Kirche, eine Kapelle sowie eine Missionsschule besichtigen. Unglaublich, dass dies alles nur mit Hammer und Meisel aus dem Gestein herausgeschlagen wurde.
Zu Mittag gab es heute Bulgur mit Köfte, eine Art türkische Bullette, die allerdings in der Regel deutlich würziger ist als die deutsche Variante.
Der höchste Berg der Türkei ist im übrigen über 5.000m hoch, und liegt ganz im Osten des Landes. Aber auch in der Gegend von Kappadokien gibt es mächtige Dreitausender, wie hier den “Hasanda” (3.263m hoch). Ich wusste auch gar nicht, dass man in vielen Bergregionen des Landes sehr gut Skifahren kann, und das diese Sportart durchaus beliebt bei den Türken ist…
Am Nachmittag starteten wir dann zu unserer Wanderung… heute durch das “Ihlara-Tal”. Etwa 14km lang ist dieses, und beeindruckt durch die teilweise über 100m hohen Felswände die an den Seiten steil hinauf führten. In meinem Reiseführer wurde sogar ein Vergleich mit dem Grand Canyon angeführt. Ganz so weit würde ich jetzt nicht gehen
So wie es sich für Kappadokien gehört, befanden sich in den Felsen zahlreiche Wohnräume und kleine Kapellen, die größtenteils auch noch gut erhalten waren. Aber die Wanderung an sich war auch wirklich sehr schön.
Mit dem Bus ging es dann weiter nach Cavusin, wo wir unsere neue Bleibe für die letzten vier Nächte fanden. Ein sehr schönes und geräumiges Hotel, bestens gelegen mit Blick… na auf was wohl (siehe Bild rechts unten )
In dem sehr ruhigen Örtchen fanden wir schnell einen Platz für unser Abendessen.
Die nächsten drei Tage machen wir dann die Gegend um Göreme (hier waren wir bereits gestern zum Ballonfahren) unsicher. Hier gibt es auf jeden Fall noch einiges zu sehen.
Bis morgen dann und gute Nacht