Samstag, 15.12.: Nach einer recht unruhigen Nacht (mein Zimmerkollege Kelvin schnarcht schon ordentlich) und einem interessanten Frühstück (dass eher wie ein Mittagessen daherkam) stand heute die Besichtigung Delhi`s auf dem Programm. Einige Kleinbusse brachten uns recht schnell (am Wochenende ist die Verkehrssituation hier deutlich entspannter) zu unserem ersten “Programmpunkt”.
Im Stadtteil “New Delhi” wartete bereits Deve darauf, uns seine Heimatstadt vorzustellen. Dabei sahen wir Delhi nicht wirklich von seiner besten Seite. Doch leider sehen sehr, sehr viele Plätze der Stadt so aus. Verdreckt, heruntergekommen, abstoßend.
Sie Straßen und Gassen sind eng und holprig, viele Gebäude baufällig und unbewohnbar. Teilweise kommen einem auch sehr unangenehme Gerüche entgegen
Neben Menschen treiben sich auch diverse Tiere auf den Straßen herum und suchen in den ganzen Abfällen nach Nahrung. Wirklich kein Highlight.
Zum Ende der Tour stelle uns Deve eine Zufluchtsstelle für auf der Straße lebende Kinder und Jugendliche vor. Im “Salam Baalak Trust” erhalten Sie Unterschlupf, Nahrung und die Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Nach dem Tod seiner Mutter (durch einen Schlangenbiss) und zahlreichen Misshandlungen durch seinen Vater lebte auch Deve selbst lange auf der Straße, bevor er im Salam Baalak Trust aufgenommen wurde. Nun spricht er fast fließend englisch und führt Stadtbesichtigungen durch. Sehr bewegend, seine Geschichte…
Mit inzwischen über 17 Millionen Einwohnern ist Delhi eine wahre Weltstadt geworden. Aber erst seit 1911 ist sie auch die Hauptstadt Indiens (vorher Kalkutta). Über 80% der Inder sind übrigens Hindus. Aber auch der Islam hat einen nicht zu verachtenden Einfluss auf die Kultur des Landes.
Die “Jama Masjid” ist die größte und schönste Moschee Indiens. Sie wurde 1650 von Shah Jahan (er baute auch das Taj Mahal) aus schwarzem und weißem Marmor sowie Sandstein erbaut.
Für etwa einen Euro durfte man eines der 40m hohen Minarette besteigen, und hatte dafür einen tollen Ausblick!
Neben vielen Tauben und Raben kreist über der ganzen Stadt auch eine erhebliche Anzahl an Adlern.
Zwischendurch blieb immer wieder Zeit für kurze Pausen, die Ruby mit geballtem indischen Geschichtswissen füllen konnte. Man merkt doch deutlich, dass sie den Job schon eine Weile macht
Eine paar enge Gassen und Schrecksekunden später…
…erreichten wir die “Gurudwara Sisonaji Sahib”. Neben dem Hinduismus und dem Islam wird in Indien auch die Religion der “Sikh” gelebt. Die Sikh-Männer erkennt man relativ einfach, denn Ihnen (wie übrigens auch den Frauen) ist es untersagt sich die Haare zu schneiden. Zumeist tragen die Männer daher einen Turban um ihr (teilweise bodenlanges) Haar zu “bändigen”. Auch wir Männer mussten ääääähhhh durften uns einen hübschen Kopfschmuck aufsetzen um die Gebäude zu besichtigen.
Im hinteren Teil des Gurudwaras befand sich eine Art Großküche inkl. Speisesaal. Jeder darf hier kostenlos Essen. Da der Einlass schubweise erfolgt, und die Teller einfach nur gestanzte Bleche sind, erinnerte das schon ein wenig an ein Gefängnis.
Eigentlich mussten wir bis zu unserem Mittagessen nur einmal über die Straße, aber das war hier im Zentrum von Delhi wieder ein absolutes Abenteuer…
Nachdem ich gestern alles noch “non spicey” bestellte, versuchte ich mich heute bei meinen Gerichten mit “a little bit spicey”. Kurz gesagt: Mein Mund hat locker noch eine halbe Stunde lang gebrannt wie Feuer. Übrigens: Für Vegetarier ist Indien wirklich das absolute Paradies. Oft gibt es auf der Karte mehr vegetarische Gerichte, als fleischhaltige. Viele Restaurants bieten sogar nur vegetarisches Essen an.
Das nächste Event folgte sogleich… Metro fahren war angesagt.
Überflüssig zu erwähnen, dass auch diese gestopft voll war. Sehr interessant: Männer fahren getrennt von den Damen und Kindern in eigenen Wagons! Die Länge der Stationsnamen erinnerte mich irgendwie an Japan… die Menschenmengen auch. Nur ging es in Japan deutlich geordneter zur Sache.
Am Nachmittag besichtigten wir dann das Grab des Humayun (Mogulkaiser). Auf einer riesigen Gartenanlage finden sich hier mehrere Grabkammern im persischen Stil. Das Hauptgebäude mit seiner riesigen 43m hohen Marmorkuppel wird als Vorläufer des Taj Mahal gesehen und gehört heute zum Unesco-Welterbe.
Ein monumentaler Blickfang am östlichen Ende der großen Straße Raj Path ist das Indian Gate. Insgesamt über 70.000 Inder wurden im ersten Weltkrieg in der britischen Armee getötet. Für sie wurde diese Kriegsgedenkstätte errichtet.
Nach einer kurzen Pause im Hotel und einem weiteren kleinen Spaziergang nahmen wir unser Abendessen im Restaurant “Spicey by Nature” ein. Auch hier war der Name Programm. Deshalb heißt es für mich ab morgen wieder “Non spicey, please!”
In diesem Sinne: Gute Nacht und bis morgen