Mittwoch, 19.08.: Da unsere heutige Tour erst etwas später startete hatte ich zum ersten mal die Möglichkeit meine Laufschuhe zum Einsatz zu bringen. Bei sehr angenehmen äußeren Bedingungen schaute ich mir mal die schöne Umgebung in der Morgenstimmung an.
Gegen 10:40 starteten wir dann von Gol aus mit dem Zug Richtung Südwesten in das kleine Örtchen “Finse”. Die Bergenbahn (die wir dazu nutzen) ist eine sehr alte traditionelle Zugverbindung, die insgesamt 516km von Bergen bis nach Olso (und zurück) fährt. Nach 14 Jahren Bauzeit wurde sie 1909 eingeweiht. Durch zahlreiche Brücken und Tunnel war der Bau sehr aufwendig und schwierig. 14 Bauarbeiter verloren dabei ihr Leben.
Aufgrund der aktuellen Lage fährt der Zug täglich nur dreimal, und trotzdem war er (zumindest unser Zug) total leer. Laut Tatjana steigen in Finse im Normalfall etwa 100 Leute aus um den Gletscher zu erwandern. Heute waren es (ohne uns) gerade einmal 5 weitere Personen.
Die Fahrt an sich ist natürlich auch wirklich sehenswert. Ich bitte die schlechte Bildqualität mancher Bilder zu entschuldigen. Die Scheiben des Zuges waren sehr dreckig.
Sogar aus dem Zug heraus konnte man bereits eine Gletscherzunge (Bild unten rechts) sehen.
Die Fahrt nach Finse dauerte etwa 90 Minuten. Finse selbst würde ich persönlich noch nicht einmal als Dorf bezeichnen. Ein paar Häuser, kleiner Appartements und Hotels… das wars. Der Ort besitzt noch nicht einmal so etwas wie eine feste Anzahl an Einwohnern. Er ist quasi nur “geschaffen” worden um Touristen den Zugang zum Hardangergletscher zu ermöglichen.
Gegen 12:30 Uhr starteten wir dann unsere Wanderung zum Gletscher…
Insgesamt waren es etwa 650 Höhenmeter und 7,5km bis zum Fuße des Gletschers. Zumeist war der Untergrund ziemlich geröllig, ab und zu passierten wir einige kleine Schneefelder. Das Wetter hat auch wieder super gepasst. Zwar schauten wir zumeist in einen bewölkten Himmel, und ab und zu kamen auch mal ein paar Tropfen herunter, aber im Großen und Ganzen hatten wir wieder Glück und blieben so gut wie trocken
Wie schon vermutet und gewohnt war auch heute weit und breit nichts zu sehen von anderen Touristen, und dass an einem Ort, der ansonsten wirklich sehr hoch frequentiert ist. Uns wars natürlich wieder vollkommen recht
Nach etwas 2,5 Stunden Wanderung erreichten wir dann den Fuß des Hardangergletschers. Mit 73km² ist er der fünft- bzw. sechstgrößte (das variiert ab und zu ) Gletscher Norwegens. Der höchste Punkt des Gletschers liegt auf 1.800m, der niedrigste auf 1.100m. Aufgrund der klimatischen Veränderungen schmilzt der Gletscher leider immer weiter… Was den Gletscher an sich betrifft würde ich mal ein mittelmäßiges “geeeeeeeeeeehhht” als Bewertung vergeben. Man hat eben nicht viel Gletscher gesehen, und das was man sah haute einen jetzt nicht gerade um wenn man schonmal einen oder mehrere Gletscher gesehen hatte. Regelmäßige Leser meines Blogs erinnern sich vielleicht an meine Gletschertouren in Neuseeland oder Argentinien… da war natürlich deutlich mehr geboten. Trotzdem möchte ich die Tour heute nicht schlechtreden. Die Wanderung und die ganze umgebende Landschaft waren mal wieder top. Insofern hat sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt, auch wenn der Gletscher an sich nicht so viel hergemacht hat…
Zurück nach Finse nahmen wir einen alternativen Weg… ging auch ein kleines bisschen schneller. Inzwischen hatte sich die Sonne komplett verabschiedet, und es wurde etwas frischer…
In Finse fiel uns noch dieser verlassene Fahrradverleih (es waren locker über 100 Räder) auf. Die Anzahl der Räder lässt erahnen, was hier im Normalfall los wäre… Übrigens: Keines der Fahrräder war durch ein Schloss o.ä. gesichert (vielleicht waren sie gechipt). So ist das eben in Norwegen. Kriminalität gibt es so gut wie nie… und hier auf dem Land sowieso nicht.
Die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges zurück nach Gol vertrieben wir uns im einzigen geöffneten Cafe in Finse. Ich versuchte mich mal an einem “Solskinnsbolle” (übersetzt: Sonnenscheinball). Mich erwartete ein etwas trockener Hefeteig mit deutlich zu wenig Vanillecreme und Kokosraspeln. Geschmacklich aber ganz lecker
Gegen 20 Uhr waren wir dann erst wieder zurück im Hotel. Da Martin heute mit einer anderen Gruppe unterwegs war, haben seine Mitarbeiter das Dinner angerichtet, und zwar in mindestens genauso guter Qualität. Heute hat auch das Dessert (Schokoküchle mit flüssigem Kern und Vanilleeis) wieder vorzüglich gemundet
Morgen ist eine etwas kleinere Tour hier in der Gegend geplant, so dass wir direkt vom Hotel aus loslaufen können.
Gute Nacht und bis morgen dann