Montag, 08.07.: Heute (Nacht) fuhren wir also zurück Richtung Süden, und hatten heute Morgen wieder “Land in Sicht”. Zunächst ging es nach Nordaustlandet, der zweitgrößten Insel der Spitzbergen-Gruppe.
Auf Höhe der kleinen Insel “Gyldenöya” kam dann gegen 7 Uhr ein unerwarteter “Wake up-Call”. Es sind Eisbären gesichtet worden! Also schnell rein in die Klamotten und raus aufs Deck, wo natürlich der “China-Express” bereits positioniert war.
Gleich vorweg: Ich bitte die schlechte Bildqualität zu entschuldigen. Die Bären waren schon noch relativ weit weg, dazu wackelte das Boot ein wenig. Ein Stativ habe ich ja eh nicht dabei. Trotzdem konnte man die Tiere auch mit dem bloßen Auge gut erkennen, so dass ich den heutigen Morgen als erste echte Eisbärensichtung bezeichnen würde… Endlich!!! Unterwegs war eine Eisbärin mit Ihrem Jungen…
In der Gegend um Spitzbergen leben aktuell etwa 3.000 Eisbären, was gar nicht mal so wenig ist. Die Population hat sich sehr stark erholt, seitdem die Jagd auf die Tiere verboten wurde (nur in Teilen Kanadas und Grönlands darf man noch auf Eisbären schießen). Vor 20 Jahren waren es gerade mal noch etwa 450 Tiere. Männliche Eisbären erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu drei Metern und eine Schulterhöhe von bis zu 1,60m, bei einem Gewicht bis zu 500kg. Weibchen sind deutlich kleiner und in der Regel etwa 200kg leichter. Das Fell und die 5-10cm dicke Fettschicht unter der Haut halten die Eisbären warm, und geben im Wasser den nötigen Auftrieb, um auch lange Strecken mühelos schwimmen zu können. Ihr sehr ausgeprägter Geruchssinn ermöglicht es Ihnen Beutetiere kilometerweit zu erriechen. Auch das Gehör ist deutlich besser als das anderer Bären. In der Wildnis liegt die Lebenserwartung der Eisbären bei 25-30 Jahren. Eine Eisbärendame bringt in der Regel 2 Junge zur Welt, wobei zumeist nur eines davon das Erwachsenenalter erreicht.
Ein bisschen tat mir Wolfgang leid, denn er befand sich komplett eingeseift unter der Dusche, als die Bären gesichtet wurden…
Nach dieser (für die meisten Reisenden) tollen Sichtung hat das Frühstück gleich noch besser geschmeckt
Wir setzten unsere Reise tiefer Richtung Nordaustlandet fort, und erreichten am späten Vormittag die beiden riesigen Gletscher “Sjekkbreen” und “Etonbreen”. Beide liegen am Ende des großen Wahlenbergfjors.
Für einen Ausflug mit den Zodiacs war es leider ein bisschen zu windig, aber man hat auch vom Schiff aus, die tollen Eisformationen gut gesehen.
Später hatte sich der Wind ein wenig beruhigt, so dass eine Zodiac-Tour angesetzt wurde. Alle hatten bereits Ihre wasserfesten Sachen und die Schwimmweste angelegt… Doch “leider” machte uns dieser Kollege (siehe unten) einen Strich durch die Rechnung. Denn: Wird ein Eisbär an Land gesichtet, sind verständlicherweise keine Landgänge möglich. Dieses mal handelte es sich um ein allein umherziehendes Männchen, das einen Platz zum Ruhen suchte (und später auch fand). Selbst aus der Distanz gesehen sind das unglaublich beeindruckende Tiere.
Was ich nicht wusste: Da Eisbären im Grunde genommen alles fressen, sind Sie nicht unbedingt auf das Jagen von Robben auf den Eisschollen angewiesen. Viele von Ihnen leben auf dem Land und finden auch hier genug Nahrung. Die oft kommunizierte These, dass mit dem Klimawandel und dem schmelzenden Packeis auch der Lebensraum für die Eisbären verschwindet, stimmt nur bedingt. Es ist eher so, dass durch das Schmelzen des Eises eher die am Anfang der Nahrungskette stehenden Wassertiere langsam aussterben, und damit irgendwann auch mal der Eisbär als Folge daraus (Kleine Meerestiere z.B. Krill –> Fische –> Robben –> Eisbären). Der Eisbär an sich könnte auch ohne Packeis gut überleben (auch wenn er es gerne kalt mag).
Wir setzten unseren Weg fort über die “Hinlopenstraße” zu unserem Endziel für heute, der kleinen Einbuchtung “Faksevagen”.
Trotz des wieder ziemlich kräftigen Windes konnten wir glücklicherweise mit den Zodiacs an Land fahren…
…und zu einer kleine Wanderung starten . Wie immer wurden wir dabei in verschiedene Leistungsklassen eingeteilt, je nachdem wie weit und hoch mal eben laufen konnte und wollte.
Ist wirklich auch super, dass außer unserem Schiff hier so gut wie niemand unterwegs ist, so dass man die Natur komplett für sich alleine hat (wenn man mal kurz die 87 anderen Passagiere vergisst )
Ein bisschen Wildlife (in Form von Rentieren) gab es auch wieder zu bewundern.
Ein kleines Highlight gab es dann heute Abend noch. Die Crew lud zum Arctic Dinner ein. Es wurde alles Mögliche gegrillt… sehr, sehr lecker, auch wenn es draußen im Laufe der Zeit ein bisschen frisch wurde. Trotzdem tolle Idee…
So langsam lernt man die einzelnen Passagiere mehr und mehr kennen (sofern man ihre Sprache spricht). Sind wirklich einige nette, und weit gereiste Leute dabei. Sogar der eine oder andere Chinese lächelt mich inzwischen ab und zu mal an
Morgen stehen wieder zwei Zodiac-Touren an. Ich hoffe, der Wind bleibt einigermaßen ruhig, damit der Plan nicht wieder geändert werden muss.