Wir schreiben den 01.08.2012. Ein unerschrockener, und zu allem bereiter ambitionierter Hobbyradfahrer wagt eine weitere Herausforderung…
Die Fakten
– Death Road (Todestrasse) in La Paz: eine der beliebtesten Downhill- Mountainbikestrecken der Welt
– Anfangs Asphalt, später durch Gelände aller Art.
– Höhe über Meeresspiegel beim Start: 4640m. Höhe am Ziel im Dschungel: 1295m
– Höhendifferenz zwischen Start und Ziel: 3345m (!!!)
– Gesamtlänge der zurückzulegenden Strecke: 64km
Unglaublich, aber wahr… ich bin mal wieder Fahrrad gefahren, und das nicht irgendwo, sondern auf einer der berühmtesten und gefürchtetsten Mountainbike-Abfahrtsstrecken der Welt. Schon am ersten Tag meines Aufenthaltes in La Paz bin ich auf diese Tour aufmerksam geworden… da hatte ich aber kein Interesse, weil Fahrradfahren ja mal so gar nicht mein Ding ist. Als heute, am letzten gemeinsamen Tag mit der “alten” Gruppe, fast alle dieses Event in Angriff nahmen, hab ich kurz überlegt und mich dann noch von Karina überzeugen lassen: “You have to do it, Wolker! Leaving La Paz without seeing the death road is impossible!”
Nun gut, ich war dabei…Die Death Road ist aufgrund ihrer Länge (64km), des grossen zu überwindenden Höhenunterschiedes (3345m) und der verschiedenen Bedingungen (Untergrund, Wetter usw.) bei vielen Mountainbikern sehr beliebt, aber auch gefürchtet (immer wieder verletzten sich sich zu übermütige Touristen, oder sterben gar). Man startet bei eisigen Temperaturen auf einer Höhe von 4640m, fährt über Asphaltwege, unbefestigte Strassen, später durch den Dschungel, durch Wasserfälle, Bäche, an Klippen entlang usw… Die Strecke ist abwechslungsreich, anspruchsvoll und landschaftlich einfach der Hammer, wie die folgenden Bilder hoffentlich wiedergeben.
Eins noch vorweg für meine Eltern: Ich hatte jederzeit mein Fahrrad unter Kontrolle, bin nie zu schnell gefahren… Die Fotos vom Bike aus hat ein Guide gemacht, und nicht ich… also alles im grünen Bereich!
Aber mal wieder von vorne: Nach einem kurzen, hektischen Frühstück ging es los zum Veranstalter “Madness”. Dort wurden erstmal Klamotten, Helm und Handschuhe verteilt… Ab in den Bus Richtung Start…
Oben angekommen wurden dann die Bikes verteilt und ein paar Proberunden gedreht… Natürlich war es auf dieser Höhe mal wieder saukalt, und meine vier Standardschichten an Klamotten waren mehr als notwendig!
Bevor es losging gab es noch die obligatorischen Sicherheitseinweisungen unserer Guides Juan und Cornelio sowie ein paar Gruppenfotos…
Um die Abfahrt so sicher wie möglich zu gestalten wurde uns (vermeintliches) Profimaterial zur Verfügung gestellt… Fühlt sich schon mal interessant an, so ein voll gefedertes Mountainbike… vor allem für mich als Laien…
Dann ging los… der erste Teil der Strecke führte etwa acht Kilometer über asphaltierte Strassen. Hier und da stoppten wir kurz (wie wir überhaupt regelmässig aller 10-15 Minuten stoppten um Fotos zu machen und die langsameren wieder herankommen zu lassen) um weitere Instruktionen der Guides sowie einen Blick auf die tolle Landschaft bzw. die kommende Strecke zu werfen.
Nach den angesprochenen acht Kilometern verliessen wir die Strasse um unsere Abfahrt “offroad” fortzusetzen.
Leider ereilte mich kurz nach Beginn der “Offroad”-Passage ein Plattfuss, der aber von der “Boxencrew” Juan und Cornelio schnell behoben werden konnte, so dass ich rasch wieder Anschluss zum Peloton fand
Nun, begann quasi der wirklich einzigartige, und landschaftlich tolle Teil der Abfahrt durch den Dschungel…
An manchen Stellen waren die Wege wirklich sehr eng und es ging direkt am Strassenrand ordentlich bergab, aber man wurde regelmässig vom Guide auf eventuelle Gefahrenstellen hingewiesen und zur richtigen Fahrweise aufgerufen….
Beim Start auf 4640m Höhe hatte es noch Temperaturen um den Gefrierpunkt. Je tiefer wir kamen umso wärmer wurde es dann. Glücklicherweise war unser “Teamfahrzeug” stets hinter uns, so dass wir in den Pausen auch die ein oder andere Kleidungsschicht ablegen konnten… Zu solchen Zeitpunkten war auch immer mal wieder ein Blick in die schöne Landschaft fällig
Inklusive aller Pausen hatten dann nach fast vier Stunden alle unverletzt und sturzfrei das Ziel mitten im Dschungel auf etwa 1200m Höhe erreicht und liessen sich ein kaltes Getränk schmecken…
Unser Mittagessen nahmen wir dann ein paar Kilometer weiter in einem kleinen Restaurant ein. Wer Lust hatte konnte sich auch im sehr netten dazugehörigen Pool erfrischen
Fazit, dieses wirklich einmaligen Ausfluges: Fahrradfahren kann wirklich witzig sein, solange man nicht zu oft in die Pedale treten muss
Nach der dreistündigen Heimfahrt trafen wir (die übrig gebliebenen Bolivianer, die noch mit bis nach Lima kommen) auf unsere neue Gruppe. Vier Australier, eine Waliserin und zwei Italiener werden ab sofort unsere Gruppe “verstärken”, Machen bisher alle ebenfalls einen netten Eindruck! Und in den ganzen 31 Tagen kein Deutscher ausser mir… hätte ich auch nicht gedacht…
Das Abendessen nahm ich direkt neben dem Hotel beim Italiener noch einmal mit den Leuten der Boliviengruppe ein. War wirklich ne schöne Zeit und ne homogene Gruppe, ohne Streitereien oder andere Unannehmlichkeiten…
Morgen früh gehts dann nach Peru wo wir unseren neuen Guide kennenlernen… Ruben heisst er, so viel wissen wir schonmal… ansonsten lassen wir uns mal überraschen Bolivien war schon super, ich bin gespannt, was in Peru auf die anderen und mich wartet…
Ps.: Vielen Dank für Eure vielen Mails und das gänzlich positive Feedback zu meinem Blog. Ich finde es super, dass mich so viele Leute bei meiner Reise begleiten. Ich hoffe, ich habe auch in den nächsten 20 Tagen die Möglichkeit so oft wie bisher zu bloggen. Bitte seid mir nicht zu böse wenn ich nicht jede Mail gleich beantworte. Hier ist jeden Tag was los und oft komme ich auch erst spät ins Hotel… Trotzdem freue ich mich natürlich über jede Nachricht aus Deutschland!
Pps.: I SURVIVED DEATH ROAD!!!!!!