Donnerstag, 04.07.: Sooooo… heute Morgen war es schon früh hell (Riesengag ). Gegen 7 Uhr startete ich zu einem kleinen Läufchen südwärts (da war ich gestern noch nicht).
Ich konnte sogar die erste Tiersichtung verbuchen (wenn auch weit weg und ein wenig unscharf). Ein Polarfuchs kreuzte spontan meinen Weg. Inklusive des Schwanzes weisen die Tiere etwa eine Länge von 70-90cm bei einer Schulterhöhe von etwa 30cm auf. Ein ausgewachsener Polarfuchs bringt ungefähr 5kg auf die Waage. Es ist der einzige Wildhund, der die Farbe seines Felles je nach Jahreszeiten wechselt. Die braune Farbe an Kopf, Rücken, Beinen und Schwanz ermöglicht ihm eine optimale Tarnung in den schneeärmeren Monaten im Sommer. Im Winter färbt sich das Fell weiß, beim Blaufuchs sogar (wie der Name schon sagt) ein bisschen bläulich. Polarfüchse sind grundsätzlich Allesfresser, ernähren sich aber hauptsächlich von Lemmingen und Mäusen, zur Not auch von Beeren, Insekten, Erdhörnchen, Polarhasen oder Schneehühnern. Aufgrund Ihres guten Geruchssinnes können die Füchse kleinere Nagetiere selbst durch eine dicke Schneedecke “erschnüffeln” und blitzschnell ausgraben. So finden Sie selbst im tiefsten Winter gut Ihre Nahrung.
Auf dem Rückweg lief ich dann nochmal am Hafen vorbei, um zu sehen, ob mein Expeditionsschiff für die nächsten 9 Tage schon angelegt hatte. Offensichtlich kehrte es gerade von der letzten Tour zurück. Die “Plancius” ist mit 89m Länge und knapp 15m Breite ein eher kleines Schiff, dass maximal 110 Gästen Platz bietet. Auf 7 Decks verteilen sich insgesamt 53 Passagierkabinen. Hinzu kommen etwa 50 Crewmitglieder (inkl. Expeditionsleiter), die für das Wohl der Gäste sorgen. Heute Nachmittag werde ich an Bord gehen, da kann ich sicherlich noch die eine oder andere zusätzliche Info zum Schiff geben.
Nach dem Auschecken im Hotel hatte ich noch ein paar Stunden Zeit bis zur Einschiffung. Diese nutzte ich für einen kleinen Spaziergang an der Küste Richtung Norden. Tolle Landschaft, die ich auch gerne mal im Winter sehen würde…
Auf Spitzbergen gibt es keine Bäume, dafür aber (immerhin) etwa 130 Blütenpflanzen und verschiedene Moosarten, die an vielen Stellen große, zusammenhängende Decken bilden. Das umliegende Meer ist reich an verschiedenen Algenarten, die auch im Polarwinter unter der Eisdecke überleben.
Auf die Fauna gehe ich sicherlich in den nächsten Tagen noch genauer ein. In Longyearbyn sieht man vor allen viele der 30 Vogelarten, die auf der Insel brüten. Zumeist sind es Schwalben-, Möwen- Gänse- oder Entenarten, die sich am und im Wasser tummeln…
Gegen 15:30 Uhr durfte ich dann an Bord der Plancius.
Wie es mein Boarding Pass bereits verriet, wurde ich (warum auch immer) auf ein Doppelzimmer (anstatt des ursprünglich gebuchten 4er-Zimmers) upgegraded. Sehr nett, wie ich finde, denn der normale Reisepreis für das Doppelzimmer ist etwa 3.000€ höher als das, was ich gezahlt habe. Die Zimmer sind wirklich gemütlich und man hat alles, was man braucht (wie allgemein das ganze Schiff). Mein Zimmernachbar ist Wolfgang, ein pensionierter Lehrer, der auch sehr gerne und viel reist.
Auf fast allen Decks gibt es große Außenbereiche, so dass auch dann genug Platz für alle etwa 80 Passagiere ist, wenn es draußen etwas zu sehen gibt.
Die Passagiere sind übrigens sehr international. Wir haben eine ungefähr 30-Köpfe große Gruppe an Chinesen, viele Spanier, einige Amerikaner, Engländer, Skandinavier und natürlich auch einige Deutsche. Selbstverständlich musste auch jeder an der Evakuierungsübung zu Beginn teilnehmen.
Kurz darauf legten wir ab und steuerten Richtung Norden. Grundsätzlich werden wir die Hauptfahrzeit in der Nacht haben, da tagsüber immer mindestens zwei Landgänge pro Tag auf dem Programm stehen.
Nach dem sehr leckeren Abendessen wurden noch die Gummistiefel verteilt, die wir für die Landungen mit den Schlauchbooten benötigen. Danach ging es für alle relativ zügig ins Bett. Wolfgang hat mir schon mitgeteilt, dass er hin und wieder ordentlich schnarcht, aber ich habe ja zum Glück meine Ohrhörer dabei.
Dann bin ich mal gespannt auf meine erste Nacht. Ich werde berichten