Mittwoch, 10.07.: Hallo zusammen Wie gestern schon angekündigt, schipperten wir heute weiter Richtung Süden zu den beiden oben genannten Inseln. Die Karte (siehe unten) wurde inzwischen mit lustigen Tiersymbolen erweitert, die die entsprechenden Sichtungen an den einzelnen Orten kennzeichnen. Ein paar (vor allem größere) Wale wären mal nicht schlecht, aber die sind im Moment wohl nicht so oft in der Gegend. Naja, drei Tage haben wir ja noch…
Nichts zu meckern gibts allerdings beim Wetter. Die paar Wolken, die bei meinem morgendlichen Besuch an Deck noch am Himmel waren, zogen recht schnell weiter, und machten der Sonne Platz.
Nach dem Frühstück konnte es dann direkt losgehen zum ersten Landgang auf der Insel Barentsöya.
…Bevor wir mit der Wanderung starteten mussten allerdings vom Team China noch einige Moos- und Grasbilder gemacht werden (selbstverständlich mit vollem Körpereinsatz )
Unsere “Fast Walking”-Gruppe bestand heute aus sehr angenehmen 12 Personen, weshalb wir auch einiges an Distanz wandern konnten.
Mit knapp 1.300 Quadratkilometern ist Barentsöya die viertgrößte Insel der Spitzbergen-Gruppe. Die Bergplateaus (zwischen 300 und 600m hoch) sowie die vielen Seen und die grüne Tundra erinnerten (aus meiner Sicht) sehr stark an die schottischen Highlands. Unser Wanderführer Phillip legte eine guten Schritt vor, so dass ich die Tour heute schon als echte Wanderung bezeichnen würde.
Rentiere sieht man überall in Spitzbergen, wo es (zumindest ein bisschen) grün ist, und somit Nahrung zur Verfügung steht. Sie können bis zu 17 Jahre alt werden und (aufgrund des dicken Fells) auch bei hohen Minustemperaturen gut überleben (sofern es dann noch genug Nahrung gibt). Natürliche Feinde haben Rentiere eigentlich nicht, denn Eisbären können bei weitem nicht so schnell laufen, um bei der Jagd eine reelle Chance zu haben.
Trotzdem findet man sehr viele Rentierknochen und Geweihe auf der ganzen Insel. Neben dem natürlichen Tod ist das Verhungern die häufigste Todesursache. Bildet sich beispielsweise über eine längere Dauer hinweg eine Eisschicht über der Erde (die die Tiere selbst durch Graben nicht durchdringen können) wird es ohne Nahrung schwer zu überleben. Auch der schnelle Abrieb der Zähne ist für Rentiere ein Problem. Da die Pflanzen auf Spitzbergen nicht besonders hoch wachsen, kommt es häufig vor, dass die Tiere mit der beabsichtigten Nahrung ungewollt auch noch kleine Steine oder Sand mit aufnehmen, die die Abnutzung der Zähne beschleunigen. Ohne Zähne ist es den Rentieren dann unmöglich das kurze Gras “abzurupfen”.
Der Rückweg zum Strand führte uns dann über feuchte und teilweise sumpfige Tundra. Gut, dass wir in unseren Gummistiefeln wanderten, da man teilweise bis über Knöchelhöhe einsackte.
Nach dem Mittagessen steuerten wir dann die Schwesterinsel von Barentsöya an, Edgeöya. Mit knapp über 5.000 Quadratkilometern ist sie die drittgrößte Insel der Gegend um Spitzbergen. Landschaftlich ähnelt Sie Barentsöya sehr. Ein Landgang ist auf beiden Inseln übrigens oft nicht möglich, da sich Eisbären gerne an den beiden Küsten aufhalten. Heute hatten wir also Glück
Die “Fast Walking”-Gruppe (dieses mal unter der Leitung von Ross) legte wieder ein gutes Tempo vor, und erkundete über eine Felsenkante die absolut sehenswerte Küste.
Wenn wir schon keine lebenden Wale zu Gesicht bekamen, dann zumindest mal riesige Knochenreste der Tiere, die hier eine Zeit lang gejagt wurden (heute zum Glück nicht mehr).
Am Strand von Edgeöya tummelten sich zahlreiche Walrossmännchen, für die wir allerdings heute leider nicht mehr so viel Zeit hatten.
War schön heute sich mal ein bisschen länger draußen bewegt zu haben. Und die beiden Inseln sowie das Wetter boten sich wirklich super zum Wandern an
Morgen bzw. heute Nacht fahren wir weiter zur Südspitze der Insel, die wir dann umfahren werden. An unserem Ziel, dem Hornsund-Fjord sind wieder zwei Landungen geplant. Ich hoffe, das Wetter spielt mit.
Bis morgen und mal wieder schöne Grüße aus der Arktis