Donnerstag, 20.12.: Wie gestern bereits angedeutet starteten wir heute wieder sehr früh in den Tag, um pünktlich zum Sonnenaufgang am Taj Mahal zu sein. Schon gestern waren alle sehr gespannt. Man sieht schließlich nicht jeden Tag eines der sieben Weltwunder. Pünktlich zur Öffnung des östlichen Tores um 6:45 Uhr waren wir vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt war die Schlange am Eingang auch noch nicht zu lang…
Es ist ein wirklich beeindruckender Anblick, der sich selbst bei leichtem Nebel den Besuchern bietet. Die Bilder können dies nicht ansatzweise übermitteln. Man muss das Taj Mahal erleben.
Insgesamt 22 Jahre dauerte der Bau der wohl berühmtesten Grabstätte der Welt. Da weiße Marmormausoleum wurde ab 1632 von Shah Jahan für seine Frau Mumtaz-I-Mahal errichtet, die bei der Entbindung Ihres 14. Kindes starb.
Die Terrasse auf dem Podest misst etwa 100m mal 100m. Der Grabbau ist 56 hoch, die zwiebelförmige Kuppel darüber steigt bis auf 74m auf. Von den Grabmalen im inneren des Taj Mahals abgesehen, sieht das Gebäude von allen vier Seiten absolut gleich aus.
Auch wenn der Bau inzwischen fast 400 Jahre her ist, wurde schon an alles gedacht. So wurde z.B. der Sockel des Taj Mahals sehr aufwendig, flexibel und aus vielen Materialen (u.a. viel Holz) gestaltet. So ist es auch zu erklären, dass er die in Indien durchaus massiven Erdbeben ohne größere Schäden überstanden hat. Die vier Minarette wurden alle mit einem Neigungswinkel von 2 Grad nach außen errichtet, so dass sie bei einem eventuellen Einsturz nicht das Taj Mahal selbst treffen können.
Zwei weitere stattliche Gebäude (die fast baugleich sind) umrahmen das Tah Mahal. Dabei handelt es sich um einen Tempel sowie eine Moschee. Allein die beiden Gebäude wären schon den Eintritt wert gewesen.
Nach einem kurzen Frühstück im Hotel ging es dann schnell weiter zu den nächsten “Programmpunkten” des Tages. Das “Agra Red Fort” ist eine über 450 Jahre alte Sandstein-Palaststadt, die von Mogulkaiser Akbar erbaut wurde. Einige Kaisergenerationen lang befand sich hier der Regierungssitz, bevor auch in Delhi ein ähnliches Fort gebaut wurde. Heute sind 70% des Komplexes durch die indische Armee in Nutzung und nur noch 30% für Besucher zugänglich.
Wie in fast allen Anlagen vorher auch tummelten sich zahlreiche Tiere wie Hunde, Affen, Papageien, Adler oder auch Streifenhörnchen im oder über dem Fort. Letzte konnte man mit ein paar Erdnüssen sogar recht gut anlocken…
Zahlreiche indische Schulklassen waren auch vor Ort. Immer wird man als Tourist freundliche gegrüßt, gefragt wo man herkommt o.ä. Gerne wird man auch zum Selfie eingeladen
Kurz stoppten wir noch beim “Baby Taj” einem etwas kleineren Grabmal, dass sowohl durch die Farbe, als auch die Architektur an das große Taj Mahal erinnerte.
Es liegt (wie die ganze Stadt Agra auch) am (für die Hindus) heiligen “Yamuna”-Fluss. Zur Monsun-Zeit ist der Wasserpegel um ein vielfaches höher. Auch wenn der Fluss alles andere als sauber ist (das Abwassersystem in Indien ist katastrophal), wird in ihm fleißig Wäsche gewaschen. Teilweise tun dies sogar die (günstigen) Hotels.
Ansonsten hat Agra wenig Spektakuläres zu bieten, und dass, obwohl hier immerhin 1,7 Millionen Menschen leben. Wer nach Agra kommt, kommt zu 99% wegen des Taj Mahals.
Aufgrund des straffen Zeitplanes am Vormittag nahmen wir unser Mittagessen heute erst recht spät ein. Dafür war es umso lecker. Ein paar Male habe ich nun schon “Paneer Masalla” (ein indischer Kuhmilchkäse in einer würzigen Tomatensauce) mit “Plain Naan” (frisches Brot mit Butter oder Knofi) gegessen. Heute war es definitiv am Leckeresten
Die Inder essen im übrigen normalerweise immer mit der Hand. Dabei kommt nicht (wie in Deutschland) das ganze Essen auf einem Teller, sondern alle Zutaten einzeln, die man sich dann nach Belieben auf einem großen leeren Teller zusammenstellen kann. Kommt also schon mal vor, dass es dann auf dem Tisch ein bisschen enger zugeht.
Vor unserer Zugreise morgen wollte ich mich noch schnell mit ein paar Snacks und Getränken ausstatten. Da kam mir die “Shopping-Mall” gegenüber gerade recht. Was auf den ersten Blick noch ganz verheißungsvoll aussah…
…entpuppte sich schnell als echter Flop… fast alle Räume standen leer. Und die Geschäfte, die da waren hatten zu 80% geschlossen.
Gegen 19:30 Uhr brachen wir dann nochmal zum Taj Mahal auf (war ja nicht weit weg). Jeweils bei Vollmond, sowie zwei Tage vor- und nachher werden auch Besichtigungen bei Nacht angeboten. Uns wurde suggeriert durch diese “Mondbeleuchtung” das Taj Mahal noch einmal von einer ganz anderen Seite zu sehen.
Was wir zunächst aber sahen waren übermäßig pingelige, andererseits aber schon stümperhafte und lächerliche Sicherheitskontrollen. Dabei standen auch einige Soldaten mit Maschinengewähren bereit um die jeweils etwa 50 Personen zum Taj Mahal zu begleiten, zu beaufsichtigen und später wieder hinauszuführen. Wir hatten trotzdem unseren Spass.
Aus den tollen Bildern bei Nacht ist aber leider trotzdem nichts geworden. Der noch nicht komplette Vollmond und der sich wacker haltende Nebel machten eine gute Sicht, und damit auch gute Fotos unmöglich. Das war dann das sehr unbefriedigende Ergebnis (siehe unten).
Morgen geht`s dann mit dem Zug weiter nach Alipura. Toller Tag heute… An den Morgen am Taj Mahal werde ich mich bestimmt noch lang erinnern